Historie

Der Harrlstollen war ein Steinkohlebergwerk bei Ahnsen (Samtgemeinde Bad Eilsen).

Der Abbau von Steinkohle begann um 1880 auf der nordöstlichen Seite des Harrl bei Ahnsen. Ausgehend von einem Steinbruch wurde der Stollen etwa 300 m weit nach Süden getrieben. Das zweite Stollenmundloch befand sich in unmittelbarer Nähe der Trasse der später errichteten Bad Eilsener Kleinbahn. Weiterhin gab es einen Wetterschacht im Wald.

Zwei Stollenmundlöcher nahe Bückeburg, die der Anlage zugesprochen werden, gehören jedoch zu einer eigenständigen zweiten Stollenanlage die als Notbergbau genutzt wurde und die seit vielen Jahrzehnten unauffindbar ist.

Der Stollen wurde während des Zweiten Weltkriegs vom Flugzeughersteller Focke-Wulf genutzt. Aus dieser Zeit stammt der massive Vorbau, mit dem das südliche Stollenmundloch gesichert wurde. Es war beabsichtigt, innerhalb des Stollens auf einer Fläche von etwa 300 m² die Lichtpauserei und den Flugzeugmodellbau des Betriebs unterzubringen. Diese Pläne wurden jedoch nicht vollständig umgesetzt. Die Anlage erhielt den Tarnnamen Disthen.

Am 8. April 1945 wurde Bad Eilsen von alliierten Truppen erobert. Die Lichtpausabteilung, die sich im Stollen befand, wurde am 10. Juni 1945 einer gründlichen Untersuchung unterzogen war jedoch bereits durch die Wehrmacht demontiert worden.

Die übrige Stollenanlage wurde nicht weiter untersucht, da die ehemaligen Abbaubetriebe seit Beginn der 1940er Jahre durch Dämme in Ziegelmauerbauweise abgedämmt waren.

In den Notzeiten nach dem Kriegsende wurde eine Wiederaufnahme der Kohlenförderung diskutiert, doch nie im geplanten Maßstab umgesetzt. Zu dieser Zeit muss ein großer Teil des Stollens unter Wasser gestanden haben. Später wurde der Harrlstollen zum Fledermausquartier umfunktioniert und das Mundloch bis auf einen kleinen Einflugkorridor vermauert. Eine Höhlentür für die Bestandsaufnahmen wurde jedoch in diese Mauer eingelassen.

Im Hauptstollen befinden sich noch heute die Räume der Lichtpauserei und der Modellbauabteilung der Focke-Wulf AG, die etwa 1/3 des Richtquerschlags in Anspruch nehmen. Die übrigen Strecken beherbergen einen gut erhaltenen Altbergbau. Nach Westen zweigen mehrere Strecken zu den ehemaligen Abbaurevieren ab, die jedoch zu Beginn der 1940er Jahre durch Dämme verschlossen wurden, da man für die Errichtung der Untertageverlagerung Disthen Probleme mit austretenden Grubengasen rechnete.

Das Grundstück, auf dem sich das Stollenmundloch befindet, gehörte von 2005 bis 2017 der Immobilienfirma Zweitehandhaus GmbH. Diese Firma war auch für die Sprengung des Damm 5 verantwortlich, aus dem im Anschluss Grubengase austraten. Das Bergamt wollte den Stollen dauerstandfest verschließen, jedoch wurde gegen diese Verfügung erfolgreich geklagt, so dass es zu weiteren Begehungen kam.

Der Harrlstollen in Ahnsen wurde im Jahre 2010 in den EU-Masterplan mit aufgenommen; dieser Plan beabsichtigte die Untersuchung zur Nutzbarmachung der Anlage für ein Museumsbergwerk.

In den Jahren 2012 und 2013 wurden dort weitere Erkundungen angestellt, die von einem Fernsehsender begleitet worden sind. Bei diesen Arbeiten wurden weitere Teile des Grubengebäudes erkundet, die jedoch dem alten markscheiderischen Rißwerk entsprachen.

Lange Zeit bestand die Vermutung, dass diese lange verschlossenen Strecken zu dem vom Hobbyforscher Günter Fernholz seit 20 Jahren gesuchten Stollen gehören. Fernholz vermutet dort unbekannte Hinterlassenschaften aus der Zeit vom Ende des Zweiten Weltkrieges. Ganz unbegründet erschien diese Vermutung nicht, denn tatsächlich fanden sich Zeugenaussagen in den Archiven, die Beobachtungen aus dem April 1945 belegen. In diesen Zeugenaussagen wird von der Einlagerung von Kisten gesprochen, von denen wir mittlerweile wissen, dass es sich dabei um die Kisten handelte in denen die Unterlagen aus der Unter Tage Verlagerung Disthen evakuiert worden sind.

2017 wurde das Gelände, auf dem sich das ehemalige östliche Mundloch des Stollens befindet, verkauft. Es befindet sich seither in privater Hand. Der neue Eigentümer hat sich in diesem Zusammenhang auch weite Teile des Grubengebäudes angeeignet.

Seither finden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an dem alten Grubengebäude statt, mit der Absicht den Stollen als Besucherbergwerk der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Vandalismusschäden und mehrere gescheiterte Einbruchsversuche führten zur Installation einer Videoüberwachungsanlage an der besonders schützenswerten historischen Substanz.